Samstag, 14. August 2010

Der dritte Tag - Meditation im Zug

Zugegeben. Ich hatte mein Laptop und sämtliche Unterlagen dabei, schließlich durfte ich eine lange To-Do-Liste abarbeiten. In meinem Abteil saßen ein junges Pärchen, zwei Studenten und ein Herr aus den USA. Die Sonne strahlte durch das Fenster und wärmte mich auf eine sehr angenehme Weise. Ich schloss die Augen und fing an, meinen imaginären islamischen Rosenkranz abzuzählen. Plötzlich vernahm ich einen ausgeprägten Duft von Gummibärchen. Natürlich musste ich meine Augen öffnen. Da! Die junge Frau, die mir gegenüber saß, hatte gerade eine Tüte dieser verührerischen Goldbärchen geöffnet. Sie war so freundlich und bot jedem von uns etwas an. Lächelnd bedankte ich mich, schüttelte gleichzeitig mit dem Kopf. Um ehrlich zu sein, bekam ich schon ein wenig Appetit. Ich widmete mich also wieder meiner Meditation und schloss die Augen. In den ersten Minuten kreisten sich meine Gedanken jedoch um die Halal-Gummibärchen-Vorräte, die in den Räumen von l'iman als Nervennahrung gebunkert sind. Seit Beginn des Fastenmonats wurden sie selbst nach dem Iftar nicht angerührt. "Vielleicht sollte ich mir heute Nacht ein Betthupferl aus ein paar Goldbärchen gönnen? Oh mei, ist es Sinn des Fastens, Dich nun mit Süßigkeiten zu beschäftigen?" Gott sei Dank - Elhamdulillah- bin ich nur ein Mensch und wer behauptet, niemals in eine solche Versuchung geraten zu sein, dem kann ich nicht glauben. Die Zugfahrt hat mir gut getan. Ich habe fast zwei Stunden lang Gott gepriesen und gelobt und die Schahada gesprochen. Davon habe ich etwa für zwei Minuten über mich selbst und meine Beziehung zu Gummibärchen geschmunzelt. Der Ramadan schärft die Sinne. Der Ramadan führt einen nicht nur näher zu Gott, sondern auch zu sich selbst. Und zu seinen Schwächen.
Übrigens...ich konnte heute Morgen keine Sternschnuppen sehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen